"Das Leben ist eine Öko-Baustelle"
Mein Versuch, ökologisch bewusst zu leben Christiane Paul mit Peter Unfried
Ein bisschen öko war sie schon immer, aber nicht wirklich konsequent: Der "Altstofftag" in der DDR, wo sie aufgewachsen ist, hat ihr klargemacht, wie wichtig die Wiederverwertung von Rohstoffen ist, die Arbeit als Ärztin auf einem Greenpeace-Schiff gehörte kurzfristig zu ihren beruflichen Träumen und der erste Besuch in einem Bioladen beeindruckte sie nach der Wende nachhaltig.
Bekannte Fakten
Aber erst 2006 ist ihr wirklich bewusst geworden, wie sehr der Klimawandel unseren Planeten bedroht. Ein Klimawandel, dessen Fakten seit Jahren auf dem Tisch liegen, von Politikern aber ebenfalls seit Jahren nicht ausreichend beachtet und umgesetzt werden. Das machte die ausgebildete Ärztin und Schauspielerin nicht nur wütend, sondern auch zur Buchautorin.
Fleischkonsum im Mittelpunkt
Auf der Suche nach einem nachhaltigen Lebensstil, der sparsam mit Ressourcen umgehen, aber nicht ständig das Wort 'Verzicht' vor sich her tragen will, steigt sie auf Ökostrom um, beobachtet detailliert ihren Stromverbrauch und läßt sich fachlich beraten, legt mit ihren Kindern eine vegetarische Woche ein, verwickelt Kellner in Diskussionen über Energie fressende Heizpilze, erinnert sich an kindliche Genüsse wie Königsberger Klopse, fährt Fahrrad oder geht zu Fuß und reduziert ihren Fleischkonsum drastisch. Übrigens die leichteste und schnellste Maßnahme, die man umsetzen kann.
Schäden kompensieren
Das Fliegen einzustellen, ist schon schwieriger für eine Schauspielerin, die häufig unterwegs ist. Da kommt dann "Atmosfair" ins Spiel. Die Organisation hilft bei der Kompensation des entstehenden Schadens durch zusätzliche Gebühren für ökologische Projekte. Das ist allerdings als eine Art "Ablasshandel" nicht unumstritten. Aber wer einmal anfängt, über unser verschwenderisches Konsumverhalten nachzudenken, so die Erfahrung der Autoren, stolpert von einer Baustelle in die nächste und landet irgendwann bei Biobaumwolle und Kunstschnee-Pisten.
Prominente Gesprächspartner
Die Autoren besuchen ausgewählte Schriftsteller, Unternehmer und Politiker: Mit Bestsellerautor Jonathan Safran Foer sprichen sie über seine Kindheitserinnerungen an Hühnchen mit Karotten und die Notwendigkeit, den Fleischkonsum auf ein Minimum zu beschränken. Mit dem grünen Freiburger Bürgermeister Boris Palmer radelt Christiane Paul durch eine Stadt der kurzen Wege, was ökologisches Verhalten deutlich erleichtert. Mit Schriftsteller Larry Hickman erörtern sie die Verantwortung des Westens, der 200 Jahre lang fossile Energien verbrannt hat. Mit dem ehemaligen airberlin-Chef Joachim Hunold diskutiert sie über Billigfliegen und mit ihrer Schwester darüber, dass man nicht immer auf die Chinesen schielen darf, weil sie unseren westlichen Lebensstil für begehrenswert halten.
Mut zur eigenen Baustelle
Christiane Paul ist keine Moralistin, die mit erhobenem Zeigefinger und missionarischem Eifer herumläuft. Ihre Erkenntnisse sind auch nicht immer neu oder überraschend. Und sie ist ganz bewusst subjektiv. Aber je häufiger – insbesondere von Prominenten - wiederholt wird, dass jeder einzelne etwas tun kann und muss, um den bedrohlichen Folgen des Klimawandels etwas entgegen zu setzen, desto öffentlicher wird das Problem. Christiane Paul und Peter Unfried machen Mut, eine eigene Baustelle zu eröffnen und sich dabei von Skeptikern nicht beirren zu lassen. (Christiane Schwalbe)
"Das Leben ist eine Öko-Baustelle" - Christiane Paul mit Peter Unfried Mein Versuch, ökologisch bewusst zu leben Ludwig Verlag 2011, 288 Seiten, 19.99 Euro
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