LAND GRABBING
Der neue Kolonialismus
In den finsteren Zeiten des Kolonialismus eroberten die europäischen Staaten mit ihrer überlegenen Militärmaschinerie ganz Afrika. Millionen Afrikaner wurden rücksichtslos versklavt oder ermordet, wenn sie der Ausbeutung des Kontinents im Weg standen. Portugal, Spanien, Großbritannien und Frankreich, Belgien, Deutschland und Italien teilten den Kontinent untereinander auf, der 1914 einem Flickenteppich ähnelte.
Vertreibung der Bauern
Heute geschieht das gleiche noch einmal. Finanziell bestens ausgestattete Agro-Investoren treiben mit Millionen Dollars und modernsten Traktoren die afrikanischen Kleinbauern in den Ruin: "Land Grabbbing" bedeutet Flächenkauf – mit Zustimmung der jeweiligen Regierungen – um Getreide und Soja anzubauen, das exportiert wird.
Boden wird knapp
Die Lebensmittelpreise sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. Die stetig wachsende Weltbevölkerung benötigt immer mehr Raum zum Anbau von Grundnahrungsmitteln, der fortschreitende Wohlstand immer mehr Ackerflächen, auf denen Tierfuttermittel für den zunehmenden Fleischkonsum angebaut werden, und die Energiewende fordert Bio-Sprit-Pflanzen für mehr und mehr Autos. Der bekannte US-Finanzinvestor und Börsenspekulant Warren Buffet predigt nicht umsonst seit Jahren: Ackerland ist besser und sicherer als Gold.
Agro-Industrie
Investoren aus China, Indien, Arabien, aus Europa und den USA kaufen riesige Landflächen, vor allem in Afrika und Südamerika, aber auch in Osteuropa und Südostasien. Allein in einem Jahr (2009) sind nach Schätzungen der Weltbank weltweit 450.000 km² (das entspricht der Fläche Deutschlands und Österreichs) verkauft oder langfristig verpachtet worden. Andere Studien gehen sogar von 600.000 km² bis 800.000 km² aus. Schon immer haben Konzerne in den vergangenen Jahrzehnten fruchtbare Äcker in den Tropen für den Anbau von Kaffee, Kakao und Bananen gekauft. Das waren aber nur verhältnismäßig kleine und spezialisierte Flächen. Jetzt geht es um den Anbau von Grundnahrungsmitteln und Tierfutter wie Mais, Reis und Weizen auf riesigen Flächen, um die zukünftige Ernährung der eigenen Bevölkerung auf 'fremden' Böden zu sichern.
Neo-Kolonialismus
Die Flächen werden meist zu Schleuderpreisen gekauft oder verpachtet, diese Agrarinvestitionen sind also vertraglich abgesicherter Landraub. Während in Deutschland pro Hektar eine Jahrespacht von ca. 22.000 US-Dollar üblich ist, schätzt das Oakland Institute diese z.B. für Äthiopien auf 1,25 bis 42 US-Dollar. Aber diese Beträge erhalten nicht etwa die Kleinbauern, die das Land bisher bearbeitet haben, als Entschädigung für ihre Vertreibung, sondern in der Regel mehr oder weniger korrupte Behörden und Regierungen.
Zu Lasten der Kleinbauern
Die Investoren versprechen den Regierungen meist den Bau neuer Straßen, Schulen, und Krankenhäuser, die Schaffung von Arbeitsplätze und die landwirtschaftliche Ausbildung der ansässigen Bauern. Die Realität sieht anders aus: Zwar werden Strassen für die LKW's zum Abtransport der Ernten gebaut, die Äcker aber mit modernen Traktoren und riesigen Erntemaschinen bearbeitet, sodass kaum neue Arbeitsplätze entstehen. Für höherwertige Arbeiten werden eigene Fachkräfte mitgebracht mitgebracht. In Afrika leben inzwischen mehr als 800.000 Chinesen. Die einheimischen Kleinbauern werden verdrängt, ihnen bleibt nur die Flucht in die Slums der Großstädte.
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