"Der große Verbrauch"
Chandran Nair Warum das Überleben unseres Planeten von den Wirtschaftsmächten Asiens abhängt
Das Wachstum der Erdbevölkerung von zur Zeit sieben auf neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 verlangt eine deutliche Umstrukturierung von Gesellschaft, Wirtschaft und vor allem Politik. Nicht nur die Vorräte der fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas gehen zu Ende, auch die Wasser- und Bodenqualität wird weltweit zusehends schlechter. Der unaufhaltsame Klimawandel fordert zusätzlich seinen Tribut.
Der unfähige Westen
Chandran Nair, in Malaysia geborener Sohn indischer Auswanderer, lebt in Hongkong als Berater asiatischer Regierungen und Konzerne. Er sieht vor allem die asiatischen Länder in der Pflicht, eine Vorreiterrolle zu übernehmen, um die dringendsten Weltprobleme des 21. Jahrhunderts zu lösen. Der übersättigte Westen ist nach seiner Einschätzung dazu nicht mehr in der Lage. Hier wird der Klimawandel vor allem als ein technologisch lösbares Problem betrachtet, ohne Anreize, das eigene Verhalten zu verändern. "Da die westlichen Länder sich als unfähig erwiesen haben, die Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten zu übernehmen, ist die Reihe nun an Asien."
Konsumkapitalismus ohne Zukunft
Es gilt, in Asien durchsetzungsfähige politische Organisationen zu schaffen. Eine nachhaltig strukturierte Gesellschaft kann nur mit Hilfe starker Regierungen entwickelt werden, die dafür sorgen, dass sich dieser Umbau möglichst ohne weitere Umweltschädigung und Ressourcenverschwendung abspielt. Der Konsumkapitalismus der westlichen Industriestaaten war jahrzehntelang ein Erfolgsmodell, das den Menschen Wohlstand und wirtschaftlichen Aufschwung bescherte. Die Grenzen eines ökonomisch und ökologisch sinnvollen Prozesses sind aber längst überschritten. Das kapitalistische System hat für Chandran Nair deshalb keine Zukunftsperspektive. Er plädiert zwar nicht für seine Abschaffung, wohl aber für eine Neudefinition und grundlegende Reformierung.
Nachhaltiges Umweltmanagement
Staaten, die sich ethischen Grundsätzen verpflichtet fühlen und sich um das Wohl künftiger Generationen kümmern wollen und müssen, brauchen eine neue Leitidee. Für Chandran Nair liegt sie auf der Hand: nachhaltiges Umweltmanagement, das Ressourcen schützt und die Ursachen des Klimawandels stoppt. Mit einer solchen Politik der Nachhaltigkeit könnten die asiatischen Staaten, allen voran China und Indien, eine Vorreiterrolle übernehmen.
Realistische Programme und Vorschläge
Nair nennt zahlreiche Beispiele aus Japan, China, Südkorea oder auch Bangladesch, die belegen: Es gibt erfolgversprechende Projekte und Programme, die von Regierungsseite wirkungsvoll umgesetzt werden wie die Reduzierung von Fischfangflotten und Fangquoten in China oder die Förderung einer pestizidfreien Landwirtschaft in Bangladesch. Darüber hinaus macht er realistische Lösungsvorschläge: Steuern, um das Recyclingverhalten zu fördern und die Lebensdauer von Produkten zu erhöhen oder alle Steuern auf Arbeitsleistungen zu verringern. Ein lesenswertes Buch für alle, die sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten und seiner bald neun Milliarden Menschen machen, die auch künftig ein lebenswertes Dasein in dieser Welt führen wollen.
"Der große Verbrauch" - Chandran Nair Warum das Überleben unseres Planeten von den Wirtschaftsmächten Asiens abhängt 256 Seiten, Riemann Verlag 2011, 17,95 Euro
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