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Veggiday, 2 Veggis tratschenEin teurer Spaß, so ein Veggiday

 

war die Überschrift zu einem Artikel von Steffen Hentrich veröffentlicht bei "Liberales Institut", einer Einrichtung der FDP-nahen "Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit".

 

Neue Berater braucht das Land

Warum sich der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler für seine Antrittsrede am 14. Mai 2011 in Rostock, eine Woche vor der Wahl in Bremen (FDP 2,4%), ausgerechnet die Veggiday-Initiative in Bremen ausgesucht hat, um sie als Beispiel für persönliche Freiheitsberaubung zu attackieren, ist nur schwer nachzuvollziehen. Der Mann ist ja nicht nur Politiker, sondern auch Arzt, dürfte also über die negativen Auswirkungen eines zu hohen Fleischkonsums genau Bescheid wissen.

Aber vielleicht braucht die FDP nicht nur andere Spitzenpolitiker (Wahl in Berlin FDP 1,8 %), sondern auch neue Berater, die ihr Handwerk verstehen und nicht nur symbolische Rechnungen aufmachen, die sie eine halbe Seite später selbst - weil ihnen auf  halber Strecke vor lauter Kohlendioxid die Luft wegbleibt - als "grobschlächtig" und "wenig realistisch" charakterisieren.

Opportunität durch die gelbe Brille

Mit einem halben Pfund Schweinegehacktem lässt sich Liberalität eben nicht illustrieren, auch nicht mit dem diffamierenden Hinweis auf "andere Versuche kollektiver Erziehung zum Wohle der Menschheit". Die Initiatoren des Veggiday üben weder Zwang aus, noch sind sie Vegetarier, wie man lesen kann, wenn man nicht gerade eine gelbe Brille auf der Nase trägt.
Opportunität ist für Steffen Hentrich nur das, was die FDP gesellschaftlich für opportun hält.
Das hat mit Freiheit wenig und mit Opportunitätskosten gar nichts zu tun. Vielleicht zeigen auch künftige Wahlergebnisse, dass, wie Herr Hentrich es ausdrückt, "vernünftige Menschen mit einem intuitiven Sinn für ein sinnvolles Nutzen-Kosten-Verhältnis ihrer Handlungen" zur Wahl gehen und die FDP nicht wählen.

Weshalb wir mit Vergnügen die Gegenrechnung aufmachen:

A. Wirklich ein teurer Spaß?

1. Wenn der Bremer am Veggiday kein Fleisch im Wert von 2 Euro isst, und dann am Jahresende 104 Euro auf dem Sparkonto haben sollte, dann hätten alle Bremer zusammen 57,2 Mio. Euro gespart. Die freuen sich über das besser gefüllte Konto, die schlankere Linie und das klimafreundliche Essen. Wo ist da ein Nutzenverlust, wie Herr Hentrich meint?

2. Aber sie essen statt des (teuren) Fleisches eher für 1 Euro mehr Kartoffeln und Tomaten oder Kohl, und so spart der Bremer im Jahr 52 Euro und alle gemeinsam 28,6 Mio. Euro. Alle sind satt und reicher geworden, haben allerdings etwas weniger CO2 eingespart.  Logisch, oder?

B. Ein preiswerter Spaß, so ein Veggiday!

Der Durchschnitts-Deutsche isst nicht 88 kg, wie Herr Hentrich behauptet, sondern nur 60 kg Fleisch und Wurst, weil man ja Haut und Knochen, Magen und Milz, Krallen, Hufe und Hörner üblicherweise nicht verspeist. Das Fleisch kauft er im Supermarkt oder beim Discounter nicht für teure 8 Euro, sondern nur für 5 Euro pro kg.
Sauber durchgerechnet für 550.000 BremerInnen ergibt das einen Betrag von 23,6 Mio Euro statt der falschen 57,2 Mio und am Ende 'Vermeidungskosten' von nur noch 369 Euro pro Tonne CO2 und nicht 894 Euro.
Da hat Herr Hentrich in der Tat sehr "grobschlächtig" gerechnet, wie er selbst schreibt, weil er wohl glaubt, mit diesem Ergebnis eine Initiative zwar liberal, aber eben sehr grob schlachten und in die Pfanne hauen zu können.

C. Unterschlagen hat Steffen Hentrich bei seiner Berechnung

der CO2-Vermeidungskosten, dass der Veggiday viele weitere positive Effekte hat.
Der Veggiday:
- fördert die Gesundheit, schützt vor Krankheiten, spart Geld
- vermindert die Trinkwasserverschmutzung (Gülle, Herbizide, Pestidzide)
- führt weltweit zu weniger Rodungen von Regenwäldern
- reduziert den Hunger in der Welt (1 Mrd. Menschen hungern immer noch)
- reduziert die brutale Massentierhaltung
- hilft der regionalen Landwirtschaft
- unterstützt den Trend zu Bioprodukten, saisonal und regional
- trägt zu nachhaltiger Lebensweise bei (Produktion, Konsum, Artenvielfalt).

D. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,

das dem Fleischkonsum durchaus positiv gegenübersteht, bezifferte schon 2007 die Kosten für die Behandlung von Krankheiten, die durch Fehlernährung (zu viel Fleisch) und Übergewicht (Fast Food etc.) verursacht werden, auf 70 Milliarden Euro jährlich. Das sind auf 550.000 BremerInnen umgerechnet 460 Million Euro.
Da könnte doch so ein Veggiday zusätzlich zum positiven CO2-Spar-Effekt einiges an Kosten sparen!

E. "Initiatoren der Veggiday-Initiative, die sich, offenbar ausgehend von ihren vegetarischen Ernährungspräferenzen ..."

"Wir über uns" auf der Veggiday-Website bringt deutlich zum Ausdruck, dass die Initiatoren erst im Rahmen der Initiative und durch die Beschäftigung mit dem Thema zu Halbzeit-Vegetariern geworden sind, weil sie festgestellt haben, wie genußvoll, abwechslungsreich und wohlschmeckend es sein kann, häufiger vegetarisch zu kochen. Wenn sie Appetit auf Fleisch haben, dann gibt’s selbstverständlich Fleisch, aber keines aus der Massentierhaltung, sondern vom Biobauern.

Fazit:

1. Eine allzu grobschlächtige Rechnung dieser Art kann die Effekte des Veggiday nicht richtig erfassen.
2. Die Auswirkungen eines Veggiday sind in jeder Hinsicht bemerkenswert.
3. Diese Initiative findet immer mehr Anhänger, was man der FDP auch mal wieder wünschen könnte.

Und um den Kreis zu schließen:
"Ein wirklicher Spaß, so ein Veggiday .... "
Viel Spaß!

P.S.

Wen's jetzt noch interessiert,
eine Bemerkung zum Methodischen des Herrn Hentrich:

Ein FDPnaher Diplom-Volkswirt sollte eigentlich wissen, dass die Opportunitätskostenrechnung verwendet wird, um zwei oder mehr Alternativen von Investitionen oder ökonomischen Entscheidungen bei einem begrenzten Mitteleinsatz sauber durchzurechnen und das mit allen bekannten Kosten bzw. Nutzen, nicht nur mit einer Auswahl, die einem "grobschlächtig" gerade so zum Argument passt.

Kann man - mit einem praktischen Beispiel - z.B. nachlesen im Repetitorium Mikroökonomik.
Opportunitätskostenmäßig wäre es also methodisch richtig, den Nutzen zu vergleichen, wenn man vor der Entscheidung stünde, donnerstags entweder 10 km mit dem Auto zu fahren oder z.B. 165 Gramm Fleisch zu essen und dann für die 10 km das Fahrrad / die Bahn zu benutzen.

Aber der Veggiday ist keine alternative Entscheidung, Auto zu fahren oder kein Fleisch zu essen. Man sollte einfach nur etwas weniger (dafür 'besseres') Fleisch essen, um damit Treibhausgase, tausende Liter sauberes Trinkwasser und ein klein wenig Pestizide, Antibiotika und Hormone für etwas weniger Massentierhaltung zu sparen und nicht zuletzt auch gesünder zu leben und damit allgemein die Krankenkassen zu entlasten.

Wenn alle 550.000 BremerInnen teilnehmen oder gar die (nach Umfragen hochgerechneten) ca. 25 Mio. Bundesbürger, die die Initiative des Veggiday gut finden, würde das in großem Umfang Treibhausgase, Wasser, Pestizide, Regenwald, Intensivtierhaltung und Milliarden Euro Krankheitskosten ersparen.

 

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- Veggiday ist eine Initiative für Klimaschutz und Ernährung in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Bremen -