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"KARTOFFEL"

Luzia Ellert, Gabriele Halper, Elisabeth Ruckser

Wer meint, die Kartoffel sei eine graubraune, eher unförmige Erdfrucht, die in den Keller gehört, wo sie bis heute gern gelagert wird, der kennt dieses Buch noch nicht oder war lange nicht mehr auf einem Wochenmarkt. Denn längst kommt die nahrhafte Knolle in vielfältigen Farben und Formen daher: als Bamberger Hörnchen, Blaue Elise, Rosa Tannenzapfen, Violetta oder Rote Emma.

KARTOFFEL, Luzia Ellert, Gabriele Halper, Elisabeth Ruckser, Collection Rplf HeyneOptischer Leckerbissen

Und wenn das schmackhafte Nachtschattengewächs dann - noch roh, hauchfein geschnitten und wirkungsvoll arrangiert - gegen das Licht fotografiert ist, wird aus dem kulinarischen Powerpack eine luzid-transparente Fotokreation. Das Kochbuch "Kartoffel" ist ein ebenso kulinarischer wie optischer Leckerbissen, den man sogar ganz ohne Kochen genießen könnte.

Mehlig oder fest

Die Autorinnen erklären uns in kurzer Form die spannende Geschichte dieser gern als urdeutsch deklarierten Knolle, die bekanntlich in drei Gar-Qualitäten auf den Markt kommt: mehligkochend, festkochend, vorwiegend festkochend. Eine nicht zu unterschätzende Qualifizierung, denn für Püree und Stampf wollen mehlige Kartoffeln gegart sein, für Salat- und Bratkartoffeln sind festkochende Erdäpfel besser. Informationen über Kartoffelsorten und Kocharten finden sich im Anhang.

Erdapfel aus Südamerika

Dass wir den "Apfel aus der Erde" hierzulande überhaupt kennen (und lieben), ist den Raubzügen der Spanier zu verdanken, die die Kulturpflanze aus Südamerika mitbrachten. Allerdings dauerte es seine Zeit, bis man sich mit der Kartoffel anfreundete. Lange konnten unsere Vorfahren mit der üppig blühenden Pflanze nichts anfangen, bis sie ihre knolligen Wurzeln entdeckten. In Österreich heißt sie nicht umsonst immer noch Erdapfel.

Nur äußerlich unscheinbar

Preußenkönig Friedrich der Große wusste um die Nahrhaftigkeit der unscheinbaren Knolle und verordnete den Anbau der "Solanum tuberosum" unter Androhung harter Strafen. Im Kampf gegen drohende Hungersnöte war sie überall in Europa die rettende Pflanze.
Die (gewachsene) und derzeit wiederentdeckte Liebe zur Kartoffel in all' ihren alten und neuen Variationen gipfelte im Deutschland unserer Zeit gar in einer Protestaktion: Mit "Rettet Linda" wurde im Jahr 2005 tatsächlich eine Kartoffelsorte gerettet. Wegen Ablauf des Sortenschutzes sollte sie vom Markt genommen werden.

Kalorienarm und vitaminreich

Der Name bringt ihr Wachstum auf den Punkt: Oberirdisch blüht sie weiß und üppig, in der Erde indes gedeiht die Knolle prächtig, eiweißreich, voller Vitamine und Mineralien, mit wenig Kalorien. Dass sie dick mache, ist eine böse Verleumdung, die vor allem mit den fetten Saucen zu tun hat, in denen man die leckere Knolle früher ertränkte.

Fein und nahrhaft

In den Rezepten dieses Buches – aus dem Topf, aus der Pfanne, aus dem Ofen - wird nichts ertränkt: Von klassischen Bratkartoffeln bis Kartoffel-Mascarpone-Stampf, von Kartoffel-Sesam-Burger, Kartoffelragout und Kartoffelkäse über Kartoffelkaltschale, Kartoffelbaumkuchen bis zu Kartoffel-Apfelmarmelade und süßen Frühlingsrollen mit Kartoffel-Schoko-Füllung und Amarettosahne führen uns die Rezepte durch eine delikate und verlockend farbige Welt, in deren Mittelpunkt nicht nur raffinierte Köstlichkeiten stehen, sondern auch perfekte fotografische Inszenierungen der Wunderknolle.

Inspiration für Hobbyköche

Viele Rezepte sind bodenständig und österreichisch inspiriert, aber es gibt auch eine schöne Anzahl orientalisch oder asiatisch beeinflusster Kartoffelspeisen und Kreationen, die der Knolle überraschend neue Geschmackserlebnisse abgewinnen. Ein Kochbuch für Freunde feiner Kartoffelspeisen und Liebhaber außergewöhnlicher Kochbücher.
(Christiane Schwalbe)

"KARTOFFEL" - von Luzia Ellert, Gabriele Halper und Elisabeth Ruckser
Collection Rolf Heyne, 256 Seiten, 45,00 Euro

gebunden mit Schutzumschlag,180 Abbildungen, hochwertiger vierfarbiger Kunstdruck