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Die Menschheit lebt über ihre Verhältnisse

Deutschland verbraucht 2,8 Planeten

Der WWF (World Wide Fund For Nature) stellt in seinem "Living Planet Report 2010" fest: Die Menschheit lebt "auf so großem Fuß", dass sie eigentlich 1,5 Planeten Erde benötigt, um nachhaltig zu leben. Wir leben über unsere Verhältnisse, verbrauchen die ökologischen Rücklagen der Natur und das auf Kosten der armen Länder und zu Lasten der nächsten Generationen.

Living Planet Report

Seit 1998 erstellt der WWF alle 2 Jahre einen ausführlichen Report (2010 auf 121 Seiten) über den Zustand der Erde mit 2 Indikatoren:
1. Der Zustand der Ökosysteme der Erde wird analysiert, beschrieben und in dem "Living Planet Index" festgehalten.
2. Der "ökologische Fußabdruck" wird für 152 Länder der Erde berechnet als Anzahl pro Person 'nachgefragter' Hektar globaler Landfläche.
Diese Kennzahlen werden seit fünf Jahrzehnten nach einheitlichen Methoden erhoben und ermöglichen es so, Veränderungen in der Vegangenheit aufzuzeigen, daraus wahrscheinliche Zukunftsszenarien zu entwicklen sowie Handlungsbedarf und -alternativen aufzuzeigen.

Planet Erde 1,5-fach benötigt Unser ökologischer Fußabdruck

Der ökologische Fußabdruck misst den jährlichen Konsum natürlicher Ressourcen durch die Menschheit. Jedem der 2007 etwa 6 Milliarden Menschen stehen für ein nachhaltiges Leben rechnerisch 1,8 Hektar der globalen biologisch nutzbaren Oberfläche der Erde zur Verfügung.
Daraus hat man ermittelt, dass alle Einwohner Deutschlands statt 1,8 Hektar über 5 Hektar verbrauchen, also das 2,8-fache (Schweizer 2,8-x, Österreicher 2,9-x) dessen, was die Erde im Durchschnitt zur Verfügung stellt. Ganz oben stehen mit weitem Abstand - keine Überraschung - die Vereinigten Arabischen Emirate und Quatar (5,9-x), aber danach gleichauf Dänemark, Belgien mit den USA (je 4,4-x), und am Ende findet man Haiti, Afghanistan, Bangladesch und Osttimor (0,4-x)..

Biodiversität

Die Artenvielfalt hat in den tropischen Gebieten seit 1970 um 60% abgenommen, zum einen vor allem im Amazonasgebiet und zum anderen in den armen Ländern, die unter Land- und Wassermangel, Hunger und extremer Dürre leiden. Das ist alarmierend, auch wenn im gleichen Zeitraum die Bestände in den reicheren gemäßigten um 30% angestiegen sind, denn hier hat die Vernichtung der Arten schon vor dem Vergleichsjahr 1970 stattgefunden. Es zeigt aber auch, dass es wirksame Möglichkeiten gibt, die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern. Denn der Erhalt der Biodiversität ist nicht das Ziel von verträumten Spinnern, sondern hat handfeste ökonomische Vorteile und erlaubt auf Dauer unser Überleben auf diesem Planeten.

Wasser

Nur 2,5% der weltweiten Wasservorräte sind Süßwasser, nur 1% sind für uns Menschen in Flüssen, Seen und Grundwasser erreichbar, alles andere gebunden in Arktis, Gletschern und Permafrostböden. In Deutschland steht uns Trinkwasser so reichlich zur Verfügung, dass wir es durch die Toilette schicken können. In 71 ärmeren Ländern aber werden die meist geringen Süßwasserquellen übermäßig beansprucht, Industrieabfälle landen ungefiltert in Flüssen und im Grundwasser, sanitäre Anlagen fehlen. Diese Probleme werden durch unseren Konsum und den Klimawandel noch verstärkt und zu unerträglichem Leiden in den Entwicklungsländern führen: Menschen und Tiere verdursten, Trinkwasser wird vergiftet oder zumindest gesundheitlich stark belastet. Das liegt zum großen Teil auch an uns, denn wir Deutschen beziehen in den fertigen Produkten indirekt 50 Prozent des für die Herstellung gebrauchten Wassers aus anderen Ländern, vor allem aus Brasilien und der Elfenbeinküste, aber auch aus Frankreich.

Wie wir 2030 eine zweite Erde verbrauchen

Die oben genannte biologisch nutzbare Oberfläche der Erde besteht aus Weiden, Ackerland, Wald, Fischgründen und bebauten Flächen, außerdem ergänzt der WWF die theoretischen Waldflächen, die wir zur Aufnahme des vom Menschen verursachten Kohlenstoffdioxids (CO2) benötigten, um die Wirkung des CO2 auf die Klimaerwärmung zu neutralisieren.
So gehen wir an die 'Substanz' des Planeten: Kohle, Erdöl und Erdgas, in vielen Jahrmillionen entstanden, werden in wenigen Jahrzehnten den Vorräten der Erde entrissen. Mit diesem Erdöl stellen wir Düngemittel und Pestizide her, die wertvolle Böden überdüngen und auslaugen sowie Flüsse und Meere verunreinigen, oder produzieren Asphalt, um damit landwirtschaftlich wertvolle Böden für Städte, Industrie und Straßen zu versiegeln oder fahren mit Benzin, das klimaschädliche Treibhausgase in die Atmosphäre schickt. Wir reduzieren die Fischbestände dramatisch anstatt nur soviel zu konsumieren, dass die Bestände stabil erhalten bleiben.
Die relativ niedrig angesetzten UN-Prognosen für Bevölkerungsentwicklung, Konsumanstieg und Klimawandel führen dazu, dass wir im Jahr 2030 eine zweite Erde bräuchten, um den nächsten Generationen eine genauso nachhaltig 'reiche' und lebenswerte Erde zu hinterlassen wie die Menschheit sie bis 1970 genutzt hat.

Die Zukunft besser gestalten

Der Living Planet Report fordert zur Lösung dieses übermäßigen Ressourchenverbrauchs:

  • Wohlstand anders definieren. Bei begrenzten Ressourcen kann das Wachstum des Bruttosozialprodukts nicht der alleinige Indikator sein.
  • Die Biokapazität erhöhen. Wälder und Plantagen wieder aufforsten, um Holz zu produzieren, Bodenerosion und Versalzung zu verhindern, Wasser zu regulieren und CO" zu absorbieren.
  • Den CO2-Fußabdruck verkleinern. Energieeffizienz verbessern und als Energiequelle die Elektrizität fördern und Biokraftstoffe statt fossiler zu nutzen. Der WWF hat dazu einen Maßnahmenkatalog entworfen für den Bedarf an Ackerbau und Wäldern.
  • Das Konsumverhalten ändern. Die Ernährungsgewohnheiten überprüfen, insbesondere den Fleischkonsum verringern.
  • Die Ressourcen gerechter verteilen. Die Schätze der Natur müssen nachhaltig genutzt und gerecht verteilt werden durch nationale Budgets und die Abschaffung von umweltfeindlichen Subventionen.
  • Investitionen in Wasser erhöhen. An Küsten und in Hochseegebieten sollten Schutzzonen eingerichtet werden.
  • Biodiversität erhalten und fördern. Dazu sind internationale Abkommen inclusive globaler Finanzierung erforderlich.
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