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Halbzeitvegetarier

Zwei halbe Vegetarier sind auch ein ganzer
Ein Projekt von Katharina Rimpler

Die Idee ist ebenso einfach wie überzeugend: Statt sich allein auf den Weg zu weniger Schnitzel, Steak und Burger zu machen, bildet man ein Tandem, tut sich mit Freund, Freundin oder Partner zusammen und halbiert den Fleischkonsum gemeinsam. Motto: Zwei halbe Vegetarier sind auch ein ganzer.

Halbzeitvegetarier, Projekt Katharina RimplerWebsite für junge Leute

"Mit Dogmen oder erhobenem Zeigefinger kommt man nicht weiter," weiß Katharina Rimpler, "man kann nichts verordnen, nur auffordern, sich mit dem Thema aktiv auseinanderzusetzen." Die 26jährige hat die Initiative Halbzeitvegetarier ins Leben gerufen, gestartet im Februar 2011 mit einer unterhaltsamen und informativen Webseite, die sich speziell an junge Leute richtet. Außerdem wurden Postkarten verteilt und ein Videoprojekt begonnen, um Halbzeitvegetarierer bei ihrer Umstellung zu begleiten.

Tandems gegen den Fleischkonsum

Die Studentin der Kulturwissenschaft isst so gut wie kein Fleisch: "Ich kann das gar nicht kochen und habe immer schon gemerkt, wenn es Industriefleisch war. Das hab' ich nicht runtergekriegt. Früher bin ich bei einer Biobratwurst ab und zu noch schwach geworden, das roch so gut, wenn die gebrutzelt wurde. Aber inzwischen ist das auch vorbei. Unter einer Mehrheit von Fleischessern fällt es manchmal auch schwer, nein zu sagen, oder sich umgekehrt dafür rechtfertigen zu müssen, dass man kein Fleisch isst. "Man kann auch Gutes bewirken, ohne sich vollständig zum Verzicht zu zwingen," findet Katharina Rimpler.

Mehr Spaß zu zweit

Dieses Dilemma kennen viele, die sich um die Zukunft des Planeten Gedanken machen und nicht nur aufs Fahrrad umsteigen oder Ökostrom nutzen.
"Mit 50 Prozent weniger Fleisch kann man viel bewirken. Zu zweit ist es viel einfacher und macht mehr Spaß, man kann sich gegenseitig motivieren, sagt Katharina Rimpler und schreibt dazu auf der Website:
"Nehmt zum Beispiel die Freundin, mit der ihr schon oft darüber gesprochen habt, dass es eigentlich besser wäre, kein Fleisch zu essen. Oder versucht es mit dem Typen, der mindestens drei Burger essen muss, um satt zu werden. Vielleicht hat ja auch eure Oma Lust auf ein Experiment." Mit einer Probewoche, einem Wochenplan und einem Blog, um Erfahrungen auszutauschen.

Nachhaltiges Lernen

Zwei Paare hat sie begleitet, die Besuche bei den "Tandems" sind auf einem Video auf www.halbzeitvegetarier.de anzusehen. "Manche bleiben halbe, andere werden ganze Vegetarier, fast alle finden es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und bewusst zu essen. Wir machen auch nur Vorschläge, die Leute müssen selbst drauf kommen und es wollen, alles andere bringt gar nichts. Man lernt beim Mitmachen und begreift damit nachhaltiger, wie wichtig es ist, weniger Fleisch und Fisch zu konsumieren."

Schnelle Berechnung

"Wir haben einen CO2-Rechner auf der Seite, der sagt sofort, was die Wurst auf dem Brot bringt – 50 Gramm weniger Fleisch sparen zum Beispiel 275 Gramm CO2, ein Burger 1550 Gramm und ein Wiener Würstchen 230 Gramm. Das ist zwar eine Spielerei, aber sehr anschaulich und kommt gut an. Nur ethisch zu argumentieren, reicht nicht, man muss auch Fakten nennen."

Ein paar Fakten:

100 Millionen Menschen könnten zusätzlich ernährt werden, wenn die Industrieländer ihren Fleischverbrauch um nur 10% reduzieren würden. An einem Tag, an dem wir uns vegetarisch ernähren, sparen wir bis zu 90 Badewannen voll Wasser.
Im Schnitt ist ein Aufwand von sieben pflanzlichen Kalorien notwendig, um eine tierische Kalorie zu erzeugen.

Hilfe von der EU

Mit Hilfe der Europa-Beratung in Berlin ließen sich für die Initiative EU-Töpfe öffnen, Geld aus Brüssel gab es im Rahmen des Programms "Jugend in Aktion". Unterstützt werden die Halbzeitvegetarier von Gourmetköchin Petra Braun-Richter, die vegetarische Rezepte zur Verfügung stellt, von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (ASA-Programm) und vom Vegetarierbund Deutschlands.
"Eigentlich soll sich das Projekt irgendwann selbst tragen, es gibt viele Einträge, aber kein richtiges Feedback, wer dabei bleibt. Ich hätte gern mehr Gastautoren im Blog, die zum Thema schreiben. Schön wäre, wenn sich eine Gruppe zusammenfindet, die die Idee weiter trägt. Das wäre Klasse."

www.halbzeitvegetarier.de